Hinter der KGA liegt ein Landschaftsschutzgebiet, dessen Grenzen ich schon oft tangierte, wenn ich die wilde Komposthalde besuchte, um nach Grasschnitt zu suchen. Und immer nahm ich mir vor, es mal zu erkunden. Vor ein paar Tagen habe ich mir die Zeit genommen und dabei spannendes entdeckt:IMG_0419

Dieses Gebiet war einst ein Flachsee der langsam verlandete und so zu einem Niedermoor wurde. Der Boden besteht weiter unter der obersten Deckschicht deshalb aus Torf (,der Torf ist bis zu 1,8 Meter dick) und es herrscht ein wechselfeuchtes Bodenklima. Deshalb wachsen hier sehr spezielIMG_0427le Pflanzen. Das Ganze ist natürlich ein Biotop, weswegen dort auch die entsprechenden speziellen Tiere leben, aber diese sind mir bei meinem Spaziergang nicht ins Auge gefallen. Ins Auge gefallen ist mir Das hier:

Das ist Beinwell. Ich habe ihn erkannt, weil ich mich kurz zuvor mit Beinwell beschäftigt habe und Wege gesucht habe, wie ich ihn in meinen Garten kriegen könnte, denn es ist für den Bio-Gärtner eine äußerst nützliche Pflanze.

 Welche Einsatz- und Verwendungsmöglichkeiten gibt es für Beinweill im naturnahen Garten?

1. Vorzüglich eignet sich die Grünmasse (Blätter, Triebe, Blütenstiele) direkt oder zerkleinert zum Mulchen von Kartoffeln, Pflanzgemüse, Beerensträuchern, Stauden u. a. Der hohe Stickstoff- und Kaligehalt wirkt sich sehr positiv auf das Wachstum der Kulturen aus.

2. Auch bei der Kompostierung kann der Comfrey-Schnitt als Stickstoff-Komponente mit eingesetzt werden, er fördert das biologische Bodenleben, es entsteht ein energiereicher Kompost.

3. Sehr effektiv und wirksam ist der Einsatz von Comfrey-Material (evtl. mit Brennnesseln gemischt) zur Herstellung von Pflanzenbrühen. Die Gefäße (Plaste/Steingut) werden zur Hälfte mit Com-freymaterial gefüllt und mit Wasser aufgegossen. Die vergorene Brühe wird nach vier bis fünf Tagen schleimig und ist nach mehrmaligem Umrühren in sieben bis zehn Tagen gebrauchsfertig. Damit werden vor allem „Starkverzehrer” unter den Gemüsearten wie Kohlgewächse, Kartoffeln, Tomaten u. a. mit Nährstoffen versorgt.

4. Auch als Zierpflanze ist Com-frey interessant. Eine geschickte Einordnung in Staudenrabatten ist ebenso möglich wie auch das solitä-re Anpflanzen in bestimmten Gartenbereichen.

Für einen Garten von etwa 300 Quadratmetern werden 15-20 Pflanzen zu empfohlen. Das ist meiner Meinung nach ganz schön viel, wenn man die Größe so einer Staude sieht. Vom Bedarf kommt das sicher hin, aber den Platz muss Jemand mit 300 qm erst mal übrig haben.

Wie der Name vermuten läst ist Beinwell auch eine altbekante Arzneipflanze, die zur Wund-/ Knochenheilung eingesetzt wurde.  Auch bei Verletzungen von Bändern und Sehnen wurde über eine Heilwirkung berichtet.  Die Anwendung erfolgt meist äußerlich in Form von UmschlägeIMG_0426n bzw. von Breipackungen. Es gibt auch Rezepte, wie man Beinwell innerlich anwenden kann z.B. als Tee, aber dass sollte man lieber nicht tun. Beinwell enthält Pyrrolizidinalkaloide. Toxisch wirken dabei nicht die Pyrrolizidinalkaloide selbst, sondern die Abbauprodukte der vor allem in der Leber abgebauten Verbindungen, die leberschäsigend  sind und in hoher Dosierung zu tödlichen Leberfunktionsstörungen führen.

Bis vor kurzem war mir die Pflanze ubekannt. In meinen Büchern von John Seymore (siehe Empfehlungen) wurde es öfter erwähnt. Dort wurde es aber nicht übersetzt sondern nur als Comfrey bezeichnet. Die Recherche offenbarte mir den deutschen Namen und wie es aussieht. Es ist recht unscheinbar und ich hatte den Eindruck es zuvor nie wahrgenommen zu haben.  Deswegen war ich total geplättet, es in dieser Masse in diesem Niedermoor anzutreffen. Es bedeckte die ganze Wiese. Auch stand es da in zwei Variationen, in lila und weiß. Ich frage mich, ob es da natürlich vorkommt, oder ob ein Gärtner es aus Unachtsamkeit mit seinem Kompost dort ausgewildert hat.

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Eine weitere Pflanze, die ich noch nicht kannte, war Bachnelkenwurz, auch als Heilpflanze bekannt. Die abgeblühten Blütenstände sehen aus, wie die Puschel bei einer abgeblühten Clematis.

Das gesamte  Gebiet  ist 10,5 Hektar groß. Entwässert wurde der verlandete See nachweislich schon seit 1839, zu dieser Zeit wurde die Fläche auch als Weideland benutzt. Zu dieser Zeit wurden auch Teile als Ackerland genutzt und erste Teile der KGA manifestierten sich, die offiziell aber erst 1918 gegründet wurde.

Die Entwässerungsgräben sind 2000 renaturiert wurden und mit einem Holzgeflecht befestigt, in der trockenen Jahreszeit trocknen diese aus und zurück bleibt ein schwarzer, stinkiger Modder, der aussieht wie Rohöl. Wenn man dort aber nicht zufällig reinfällt, sind die Wiesen einfach nur wunderschön anzusehen.

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