Das Reh im Garten - Gartenblog

Neulich machte ich mit Freunden einen kleinen Spaziergang hinterm Haus des Gastgebers in der Schorfheide Chorin. In dieser durch die letzte Eiszeit geprägten noch relativ jungen Landschaft wimmelt es vor Seen, Mooren und kleinen Wasserwegen. Die Landschaft ist eine Einladung für den Biber und er ist ihr auch nachgekommen. Ich habe auch schon öfter mal einen angenagten Baum hier und da gesehen, aber noch nie habe ich das Wirken des Bibers so extrem gesehen, wie in diesem Habitat.

Für die Rückkehr des Bibers werden Infobroschüren verfasst, wie für die Rückkehr der Wölfe, denn er ist eine waschechte “Konflikttierart”. Titel: “Wieder mit dem Biber Leben lernen”…. Wir sind es nicht mehr gewohnt, dass jemand anderes als wir die Landschaft nach seinen Bedürfnissen verändert. Und man muss schon sagen, es ist beeindruckend, was eine Biberfamilie so alles bewirken kann.

Das hier war offensichtlich ja mal kein See. Jetzt ist es ein stehendes Flach-Gewässer, gemacht durch den Biber, der hier Wasser aufgestaut hat. Irgendwie magisch, dieser Ort.

Oft sieht man das Werk des Bibers, aber eher selten seine Behausung und noch seltener den Biber selbst. Auch wenn ich Paparazzi-mäßig gelauert habe, den Biber gab es nicht zu sehen. Denn der Biber zeigt sich nicht zu den üblichen Spaziergeh-Zeiten. Es ist auch das erste Mal, dass ich eine solche Biberburg sehe. Sie ist 2-3 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 7-10 Meter, schätze ich.

Etwas weiter entfernt und 3 Wochen zuvor hatten wir bei einem Ausflug zufällig an der Straße halten wollten, und fuhren 2 Meter in einen Waldweg rein. Hier hatte ein Biber oder eine ganze Familie regelrecht gewütet. Mein Gott dieser Appetit! Wohin das Auge reichte, war auf 500 Meter Strecke alles an- oder abgenagt und vieles davon ganz frisch.

Besonders toll fand ich diesen Anblick: Wegen des leichten Schnees konnte man sehen, an welchen Stellen die Biber aus dem Wasser gehen und welche Wege sie nehmen, weil ihre Kelle  so eine schöne Schleifspur hinterließ. Zeugen des geheimen nächtlichen Biberlebens.

Der Biber macht also keinen Winterschlaf, aber was macht er eigentlich, wenn seine Gewässer richtig zufrieren?

Es ist ganz erstaunlich an wie vielen Bäumen, auf was für einer Strecke gleichzeitig genagt wird, als wäre es ein großes Buffet.

Hier ein bisschen aufstauen, da ein bisschen aufstauen, man sieht richtig den Höhenunterschied.

Hinter dem Schilf liegt der Biberteich dieses Reviers. Aber es ist ein anderes, obwohl ich glaube, dass beide durch diesen kleinen Graben mit einander verbunden sind.

Hier sieht man deutlich die Spuren der Biberzähne. Hier wurde nur die Rinde weg genagt. Hatte ich so auch noch nicht gesehen.

Gegenüber sieht man Bäume, denen das schon vor längerer Zeit passiert ist. Oder vor längerer Zeit und mehrfach? Diese Bäume kämpfen um ihr Überleben. Man sieht, wie das Kambium versucht die Wunde zu überwallen. Es ist wirklich ein Wunder, dass sie noch leben.

Noch mal zurück zu dem 1. Biberteich. Dieser liegt in einer Sandkuhle, wie in einem Kessel. Wirklich abgefahren, weil drum herum der Boden sehr dunkel ist. Auf einmal ändert sich der Boden und man denkt jemand hätte hier “Strand” für eine Strandbar aufgeschüttet. Statt der üblichen Feldsteine gibt es auf ein mal Feuersteine  und statt Buchenwald, schöne brandenburgische Heidelandschaft in Miniatur:

Eigentlich gehen Biber nicht gerne an Bäume mit so einer dicken Borke wie die der Eiche. Das Totholz wird liegen gelassen. Und wo sich Holz zersetzt wachsen spannende Pilze. Ich bin ganz fasziniert von diesen Formen und Farben und weiß nicht was ich da sehe, aber ich muss alles fotografieren.