Wer frühere Artikel dieses Blogs zu den Tomaten gesehen hat, weiß, dass ich  keine Tomatensetzlinge gekauft  habe, sondern alle Tomaten aus Samen selbst vorgezogen habe. Drei Sorten stammen dabei von einem Saatgut-Erhaltungsbetrieb von den Kanarischen Inseln, eine italienische Sorte habe ich im Baumarkt gekauft und die Wildtomaten hatte ich als samenfeste Sorten aus dem Vorjahr zur Verfügung. Bei allen Sorten, bis auf die italienische San Marzano lag mein  Fokus neben erhofften Geschmack auf Resistenz gegen Krautfäule und Klimaangepasstheit. Deshalb habe ich größtenteils osteuropäische Sorten. Gelbe Tomaten baue ich nicht an, ich finde sie schmecken fad. Rote schmecken mir einfach besser.

Sorte: Stupice:

DSC_0787Stupice ist eine kartoffelblättrige, tschechische Sorte. Sie ist die früheste meiner Sorten. Sie bleibt unter 1,50 Meter und will buschig wachsen. Das kommt dem Ertrag zu Gute, aber die Triebe müssen abgestützt werden. Der Platz für eine buschig wachsende Tomate muss mit eingeplant werden.

Die Stupice hat bei mir durchgehend die Gelbkragenkrankheit, was sich nur auf zu viel Sonne zurückführen lässt. Dass eine Tomate zu viel Sonne haben kann, war mir auch was neues. Auch von daher ist es klug die Tomate nicht zu stark auszugeizen, da die Blätter die Früchte beschatten können und sich der Gelbkragen nicht bildet. Ansonsten empfielt sich Halbschatten oder ein Schattiernetzt/ keine direkte Sonne.

Die Früchte  sind 5-7 cm im Durchmesser, mehrheitlich rund, manchml aber auch gerieft und dann größer bis 10 cm im Breitenquerschnitt, wie bei einer kleinen Fleischtomate. Sehr ertragreich. Den Geschmack finde ich jetzt nicht besonders erinnerungswürdig. Man kann sagen, ist halt ne Tomate, nicht besser als aus dem Laden.

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Sorte: Purple Russian:

DSC_0798 DSC_0803Eine ukrainische lila-braune Eier- oder Flaschentomate mit ungewöhnlich langezogenem Wuchs. Riesige, gefiederte Blätter, Triebe über 2 Meter. Die Blätter neigen zum Einrollen, die Sorte braucht viel Wasser. Sie sollte eigentlich eine Stabtomate sein, versucht aber immer wieder mehrtriebig zu wachsen. Im Gewächshaus hat sie die ersten 60 cm überhaupt keine Blüten und Früchte gebildet und erst weiter oben damit angefangen. Draußen quält sie sich mit der Trockenheit, hat aber schon unten Früchte angesetzt. Bei eintriebiger Erziehung hat sie nicht so einen Ertrag, da sie nur wenig Früchte am Trieb ausbildet. Dafür sind die Früchte sehr groß, wie ein Entenei. Die Sorte soll kälteverträglich sein.

Der Geschmack ist gut, säuerlich -fruchtig.

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Als zur Wende Politiker noch gerne mit Tomaten und Eiern beworfen wurden, wäre das die ideale Mitte gewesen.  Eine schöne saftige Eiertomate. Liegt auch  gut in der Hand:-).

Sorte: Black Plum:

Eine mahagoni-farbene russische Sorte, mit grüner Kappe, die sich gut und leicht als Stabtomate ziehen lässt. Der Ertrag ist sehr gut. Bei mehrtriebiger Erziehung tragen die Trauben weniger Tomaten an einer Rispe. Bisher zeigt sie sich sehr unkompliziert und zeigt keine speziellen Bedarfe.

Der Geschmack ist ganz gut, ein wenig farbloser als die Purple Russian, sonst sehr ähnlich.

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Sorte: Hillbilly:

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Eine amerikanische Fleischtomate, mit großen bis 500g schweren Früchten, die rot-orange geflammt ausreift. Ich hatte sie eigentlich nur wegen der spannenden Optik gekauft, denn ich habe das Vorurteil, dass Fleischtomaten langweilige Fruchtfleisch-Riesen sind. Ich muss sagen, dass ich mich geirrt habe. Diese Tomate ist überraschender Weise vom Geschmack die Beste von den neu ausprobierten Sorten. Sie ist fruchtig aromatisch und süß! Der Querschnitt legt auch ein spannedes Innenleben frei.

Die Tomate ist als Stabtomate gedacht, was sich ohne viel Mühe durchsetzen lässt. Sie will aber gerne mehrtriebig wachsen, was auch gut machbar ist. Ich mache beides im Garten. Versuchsanbau eben. Die Triebe mit so schweren Früchten müssen natürlich gut abgestützt sein. Das ist bei den Mehrtriebigen mit zunehmenden Gewicht der Früchte schwierig.

Manko dieser Sorte: Um so größer die Frucht, um so weniger Früchte. Die Reife braucht lang. Die Früchte sind anfällig für Risse um den Stielansatz, die dann von Schimmel befallen werden. Anfällig fürs Aufplatzen. Bei der Kosten-Nutzen-Rechnung schneidet sie deshalb nicht so gut ab. Total schade, denn von der Optik und dem Geschmack ist sie ganz weit vorne.

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Sorte: San Marzano 3:

DSC_0804Die San Marzano ist eine  traditionelle italienische Marktomate, die wenig Kerne und Saft enthält und deshalb gut zur Saucenproduktion geeignet ist. Sie reift ab Ende Juli bis in den Oktober und ist sehr feuchtigkeitsempfindlich und wärmeliebend. Deshalb habe ich sie nur im Gewächshaus. Inwiefern sich die San Marzano 3 (europ. zugelassenes Saatgut) von der ursprünglichen San Marzano unterscheidet kann ich nicht feststellen, aber diese Tomate ist nicht, wie manchmal gerühmt, köstlich im Geschmack. Ich finde sie fade. Der Ertrag ist, wohl auch im Gegensatz zur Ursprungssorte, sehr gut. Die Wuchshöhe dafür kleiner. Keine Pflanze hat es bisher nicht weit über 1 Meter gebracht. Sie wächst sehr kompakt und dicht belaubt, was das Ausgeizen öfter erschwert. Man sieht einfach nicht, dass irgendwo was wächst, was nicht soll. Sie ist als Stabtomate gedacht, versucht aber immer wieder Mehrtriebigkeit durchzusetzen. Das wird durch das oben Beschriebene Laubdilemma natürlich begünstigt. Letztendlich hat die Pflanze den Kampf gewonnen.

Die Rispen werden bei der Reife so schwer, dass die Triebe umfallen oder abknicken, wenn sie nicht ausreichend abgesichert sind.

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 Sorte: Rote Wildtomate /Johannesbeertomate:

Das ist vom Geschmack meine Lieblingstomate, bisher hat sie nur Konkurrenz durch Hillbilly. Die Mutterpflanze hatte ich mal im Baumarkt als Setzling gekauft, deshalb bin ich mir beim Namen nicht sicher. Ich hatte letztes Jahr Saatgut unter dem Namen gekauft von einer auf der VerpacDSC_0786kung fast gleich aussehenden Sorte, die als Johannesbeertomate verkauft wurde, aber die Pflanzen waren anders. Es war eine Red Currant. Meine Wildtomate wächst besser (trägt kompakter und wuchert nicht so in die Breite), reift gleichmäßiger und lässt sich besser beernten. Da sie sich immer selbst aussamt und ich auch Saatgut von ihr Ernte, habe ich sie immer zur Neupflanzug zur Verfügung. Die Früchte sind winzig, ungefähr so groß wie ein Fingernagel, kommen aber in solchen Massen vor, dass man in 3 Tagen gut 500 g ernten kann. Sie trägt in großen Trauben  mit  15 Beeren aufwärts. Die Trauben reifen nahezu gleichzeit ab, so dass man die ganze Traube abschneiden kann.

DSC_0785Die Wuchsgröße und der Ertrag hängt stark vom Standort ab. Auf dem sonnigen Kompostbeet ist sie ein wuchernder, bodendeckender Busch von ein Meter Höhe, der sich kriechend immer breiter macht. Sie ist super resistent gegen Pilzkrankheiten und Sonnenbrand/ Gelbkragen. Sie wächst und reift bis der Frost  einsetzt.

Der Geschmack ist fruchtig süß, mit Säure und knackig.

Dieses Jahr habe ich sie in meinem Garten am Gehölzrand, mickert sie natürlich im Vergleich zu sonst.

Hier sieht man mal eine Tagesernte, der Red Currant und meiner Johannesbeertomate von einem optimalen Standort (vom Kompostbeet). Stolze 600 gramm. Auf meiner Hand rechts die rundere Red Currant oder offizielle Johannesbeertomate. Links die von mir als Johannesbeertomate Bezeichnete. Man sieht schön die Tropfenförmigkeit der Früchte.

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