Seltene Tomatensorten 2017 – Teil 2

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Der Tomatenirrsin geht weiter! Endlich konnte ich auch die später reifenden Sorten ernten, so dass ich diese nun auch vorstellen kann. Ich fange mit der Dunkelsten an:

Zigan:

Es ist leider eine mittelspäte bis späte Sorte, was dieses Jahr gar nicht hilfreich ist. Die Früchte werden sehr dunkel. Es wird gesagt, sie sei besonders wohlschmeckend sind diese Tomaten , während der Anreife. Dagegen schmeckte sie etwas fade wenn sie im überreifen Zustand geerntet würde.

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Also megareif war meine jetzt auch nicht aber ich weiß nicht wann sie “richtig” ist, ich fand sie vom Geschmack ganz gut. Saftig, etwas säuerlich. Die Pflanze ist reichlich behangen. Mal sehen, ob das ausreift. Wenn ja wäre sie auch ertragreich.

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Nachtrag: Die Sorte ist fürs Freiland weniger geeignet, sie ist doch sehr anfällig für Braunfäule, diese geht auch schnell in die Früchte über. Mit der langen Reifezeit und der Anfälligkeit besser nur ins Gewächshaus.

Sosuletschka tschernaja (Schwarzer Eiszapfen/ Black Icicle)

Ebenfalls eine dunkle Sorte, die spät reift. Jetzt gab es auch hier die erste Ernte. Bei mir eher walzenförmig, als dass sie aussehen, wie ein Zapfen, der Name ist etwas irreführend. Aber vielleicht liegt das auch am vielen Wasser. Die im Gewächshaus sind noch runder.

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Leider neigt auch diese Sorten zum Platzen oder eher Reißen. Es sind aber kleine Risse, die wieder schließen. Beschreibung des Händlers:

“Hoch ertragreiche mittelfrühe Sorte mit schlankem Wuchs und oliv-braunen länglichen Früchten. Beim ersten Anbau zeigte sich die Sorte sehr inkonsistent, anscheinend schlecht selektiert. Es gab eiförmige, längliche mit Spitzchen und lange schlanke Früchte. Letzteres ist nämlich sortentypisch. Allerdings vereinigte sie alle ein vorzüglicher Geschmack, warm, rund, mild-süß, ohne viel Säure. Saftig, lange Ernte, recht robust. DSC_0566

Auch wenn hier angebotene Samen schon Richtung lange schlanke Früchte selektiert sind, könnte es noch sein, dass dazwischen sich immer noch die eiförmige einschmuggeln”. –> Na das trifft bei mir zu

“Früchte sind platzfest, lange Früchte wiegen bis ca. 120 Gramm” –> Nee, bei mir nicht. Gewicht kommt hin. Im Gewächshaus hatte ich Früchte, die waren doppelt so groß.

“In Gewächshaus kann sie bis über 2 m hoch wachsen, im Freiland wird bei einer Höhe von ca. 170 cm kultiviert. Verträgt sehr gut 2-3 Stämme. “

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Also ich erziehe die Pflanze eintriebig. Ich finde die Pflanze jetzt nicht auffällig gut robust gegen Krautfäule, eher durchschnittlich. Den Geschmack konnte ich mir nicht mal merken, war also nicht besonders gut.

Tomate Feuerwerk:

Auch eine Sorte russischer Herkunft. Normalblättrige Tomate mit weniger reichem Ertrag aber sehr interessanten Früchten: Zwiebelförmig bis ähnlich einer gerippten Fleischtomate. Rot mit orange-gelben Streifen und Verkorkungen auf der Schale. Der Versender der Samen sagt, dieses Verkorken wäre besonders bei hohen Temperaturen und wenig Wasser ausgeprägt. Heiß ist es definitiv im Gewächshaus, aber Wasser ist gut.

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Schon die Blüten sehen interessant aus und verraten die zu erwartende, ungewöhnliche Form.

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Fertig ausgereift, wirklich wunderschön. Die Schale ist recht dick, lässt sich aber gut abziehen.

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Der Geschmack dieser Frucht war mild bis süß, etwas mehlig. Die Frucht ist wenig saftig, dafür sehr fleischig. Optik schlägt hier definitiv den Geschmack. Bei mir war diese Sorte eine Späte und unbegrenzt wachsend.

Nachtrag: Über Fäuleempfindlichkeit im Freiland kann ich nichts sagen, weil ich nur eine im Gewächshaus hatte. Diese hatte aber im Frühherbst mit Fäule durch die kalte, feuchte Luft zu kämpfen.

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Ihr werdet es nicht glauben, ich hatte ja gemeckert, dass ich falsches Saatgut geliefert bekommen habe, denn ich wollte Howard German und bekam diese Pflanzen:

DSC_0572DSC_0478Kartoffelblättrige Sorte mit roten, runden Cocktailtomaten. Sehr wüchsig, aber ich bin dennoch enttäuscht, denn ich hatte mich so auf die Hörnchen-artigen Früchte der Howard German  gefreut.DSC_0594

Howard German

ist normalblättrig, da hätte ich es schon wissen müssen, dass meine Pflänzchen falsch sind. Beim Anziehen aus Samen sind mir manchmal zwei Samen in ein Töpfchen gefallen. Wo zwei Pflänzchen keimten musste ich deshalb pikieren und neu eintopfen. Bei 2-3 Pflanzen bin ich mit den Namn durcheinander gekommen und wusste nicht mehr was es war. Eine dieser Pflanzen kam auf das Looserbeet, wo ich die schwachen, wenig verheißungungsvollen Pflanzen pflanzte. Es ist noch immer ein schwaches, mickrigiges und auch kleines Etwas aber es hat mir Früchte geschenkt.

Als die Früchte noch grün waren, dachte ich, ich hätte es geblickt: Aha, eine Long Beauty/ Ovale Orange. Aber dann wurden die Früchte reif und blieben nicht orange.

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Hm, was ist denn das? Sieht aus, als hätten sich die Moskauer Delikatesse und die Long Beauty gepaart oder nicht? Ist ja aber in der laufenden Saison gar nicht möglich. Aufschneiden, mit den Daten im Tomatenatlas vergleichen….. es ist eine HOWARD GERMAN! Ich fass et nich! Da war also in der Tüte gemischter Samen. Nun habe ich doch eine Pflanze und habe gleich Saatgut entnommen für nächstes Jahr.

Sortenbeschreibung:

Man sagt es handele sich um eine alte Sorte ( soll seit etwa 1900 bekannt sein). Auch soll sie einen hervorragenden Geschmack haben- ist mir jetzt nicht besonders aufgefallen ich fands möp!Aaber vielleicht bin ich nur extrem anspruchsvoll? Definitiv handelt es sich aber um eine rote Flaschentomate, normalblättrig, normal groß, die traditionell wohl zur Soßenherstellung angebaut wurde. Bei mir ist sie auch gleich in den Topf gewandert.

DSC_0571Der Name legt nahe, dass Howard German von deutschen Auswanderern mit nach Amerika genommen wurde. Es wird gesagt, dass Howard German der Sorte Andenhorn sehr ähnelt. Aber Andenhorn hatte ich aber noch  nicht. Beide Tomatensorten haben sehr ähnliche Früchte in Form, Farbe, Größe und innerer Struktur der Frucht, sowie hängendes Laub, weswegen sie immer kränklich aussehen. Meine sieht nicht nur so aus. Wie alle länglichen Tomatensorten, ist auch Howard German anfällig für die Blütenendfäule.Hatte ich aber bei meiner noch nicht.

Howard German hat eine lange Reifezeit deshalb  ist der Anbau in einem Gewächshaus empfehlenswert, auch weil die Sorte sehr anfällig ist für Braunfäule. Im Freiland benötigen die Pflanzen deshalb unbedingt einen Regenschutz. Hat meine nicht und das wird ihr frühes Ende. Die Früchte sind saftarm, teilweise hohlkämmrig, fleischig.

Azoychka

Dann gab es noch eine weitere Überraschung: Aus dem Howard-German-Saatgut entwickelten sich soweit markiert nur kartoffelblättrige Pflanzen, aber nun wurde klar, dass sich auch  darunter noch verschiedene Sorten befinden. Einmal die oben abgebildete Sorte  ähnlich Stupice und eine Zweite.

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Beide der gleichen Sorte kamen zufällig ins Freiland. Ich wunderte mich über die andersartige Fruchtform und bald auch Größe. Doch auch bei Stupice gab es runde und flachrund, gerippte Früchte. Aber diese wurden nun einfach nicht rot, sie blieben gelb-orange und wurden uch sehr groß.

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Ein wenig Recherche ließ mich herausfinden, dass sich die Sorte ‘Azoychka’ bei mir eingeschlichen hat (Bild 1). Bild Nr.2 ist die andere kartoffelblättrige Pflanze aus der gleichen Samentüte, aber wie ‘Stupice” Na, ich bin dankbar für dieses zufällige Geschenk, ich habe kostenlos ein paar Probesorten bekommen und kann nun selbst Saatgut nehmen.

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DSC_0575Das ist eine verhältnismäßig kleine und untypisch nicht gerippte Frucht. Sortentypischere Früchte haben es wegen der Fäule nicht mehr bis zur Reife geschafft.

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Es handelt sich um eine alte russische Sorte mit gelb bis orangen, flachrunden, leicht bis stark gerippten Früchten die mehr als 200 Gramm wiegen können. Es ist eine Fleischtomate, daher ist die Frucht mehrkämmrig und vollfleischig. Die Spitze ist vertieft und weist häufig diese Schorfnaht auf, wie ich das nenne.

DSC_0609Die Schale ist eher weich und der Erntebeginn soll zeitig sein. Bei mir ist er eher mittel-spät, das ist aber den Umständen geschuldet. Die Grüne Frucht ist einfarbig, nicht geflammt, die Pflanze wird normal groß und ist Kartoffelblättrig. Im Tomatenatlas gibt es widersprüchlichen Aussagen dazu. All diese Details die ich überprüfen kann helfen mir unbekannte Sorten zu bestimmen. Hätte ich nicht rausgefunden, wie sie heißt, hätte ich sie “gelbe Kartoffel” getauft.

Der Geschmack ist erstaunlich gut, tomatig und süß, fast wie ein Obst.

Rosovij perzevidnij

Und dann hat sich in all dieser Saatgutverwirrung doch noch eine ‘Rosovij perzevidnij’ gezeigt. Also auch hier gemischtes Saatgut in der Tüte. Hier wuchsen aus den Samen vor allem Russkaja Krasaviza ( Russische Schönheit)

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Beide Sorten sollen sich ähneln, vielleicht kam es so zu der Verwechslung oder Vermischung bei der Saatgutproduktion. Aber ich finde sie sind doch recht unterschiedlich. Allein die Fruchtgröße. Russkaja Krasaviza ( Russische Schönheit) hatte mit ihrer ersten Frucht ein Gewicht von 315 Gramm. Die Rosovij perzevidnij hat statistisch 50-200 Gramm.

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Am Bild wie beide in der Hand liegen kann man den Größenunterschied schon sehen. Das Rot wird bei Tomatensammlern als rosa bezeichnet, ich finde rosa-rot trifft es besser. Früchte sind länglich-oval, zugespitzt, saftig, fleischig, fruchtig, ca.80-100 Gramm.

DSC_0579Und so sieht die Pflanze aus:

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Von der Sorte Black Cherry und von der Tigerella habe ich alle Jungpflanzen verschenkt. Deswegen gibt es die dies Jahr doch nicht bei mir.

2 Comments

  1. vielen dank für deinen ausführlichen feldforschungsbericht.
    ich bin auf der suche nach tomaten, die das etwas rauhe klima in der rhön ertragen, die russischen scheinen da geeignet zu sein.
    hatte vor 2 jahren eine sorte ‘black russian’, allerdings im gewächshaus, die war sensationell vom geschmack her, allerdings finde ich keinen samen mehr.
    werde im nächsten jahr einige deiner sorten ausprobieren.

    nochmals danke für deine beschreibungen
    grüsse

    hanna

    • sas

      November 11, 2017 at 11:39 pm

      Hallo Hanna,
      gerne, gerne !
      vielen Danke für deinen Kommentar. Habe mich sehr gefreut:-)
      Wie baust du denn deine Tomaten an? Freiland oder geschützt? Die russischen Sorten sind nicht per se für rauere Gegenden geeignet, weil die Russen Kontinentalklima haben und wir nicht. Das macht schon noch ein Unterschied weil es im Sommer einfach heißer wird bei ihnen und sich das auch die Braunfäule auswirkt. Das ist ja eigentlich immer unser größtes Problem….
      Ich habe dir eine ausführliche Antwort per Mail geschrieben auch bezügl. deiner gesuchten Sorte. Schau mal in dein Postfach,
      lg sas

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