Die Tomatenkultur ist ein ergiebiges Steckenpferd, man lernt nie aus. Dieses Jahr habe ich wieder einiges Neues gelernt unter Anderem, weil ich auf Youtube gerne Filme mit einem Tomatenbauern gucke, der lauter Profitricks zum Besten gibt, die ich im Kleinen auch verwerten kann. Meine Tomatenhaken habe ich ja auch von ihm.

Letztes Video war “Wie man Tomatenblätter richtig entfernt – und warum” zu dessen Verbreitung ich gerne Beitragen möchte: Danach der Stand bei meinen Tomaten und was ich so gemacht habe.

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https://youtu.be/E7lrEgiz7U8?t=4

Also teilweise sind meine Tomaten ähnlich hoch und ich habe auch schon vielversprechende Fruchtansätze:

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Hier die gekaufte Striped Roman, mit einer interessanten Wuchsbesonderheit: Nach dem Fruchtstand wächst ein Blatt weiter, manchmal auch eine Triebspitze.

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Wie hier, die knipse ich dann ab, wenn ich sie sehe.

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Orange Russian, hier habe ich auch die Blätter bis zum Fruchtansatz entfernt.

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Indigo Rose links und Chocolate Stripes rechts. Die Chocolate Stripes hat auch so eine interessante Rispenform. Sowas habe ich auch noch nicht gesehen:

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Michael Pollan links und  Coracao de Boi rechts.

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Hier sieht man die die ganze Reihe mit den entfernten unteren Blättern. Aber man sieht auch, dass sie sich rollen. Das habe ich eigentlich jedes Jahr und ich dachte, dass ist auf die hohen Temperaturen am Tag im Gewächshaus zurückzuführen und dass die Tomaten sich vor zu starker Verdunstung schützen wollen.

Das Blattrollen kann aber durch Überdüngung, also durch zu hohe Nährstoffgehalte im Boden (Versalzung) verursacht werden. (Aha!) Auch ein zu starkes Entgeizen (ausbrechen) der Seitentriebe und Trockenheit kann zum Blattrollen führen. ( Na, das wird’s nicht sein, da war ich soft unterwegs und trocken ist und war es nicht.)

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–> Also Versalzung: Ich habe mit Neudorff biotrissol Tomatendünger (flüssig) gedüngt, weil ich ja den Boden nicht ausgetauscht hatte und die Tomaten, zu denen auf dem getauschten Boden, so zurücklagen. Neben den üblichen Bestandteilen NPK, kam da zu meiner Verwunderung auch 2 Prozent Natrium vor. Also Salz. Das fand ich sehr fragwürdig. Welche Funktion hat denn Salz, außer Geschmacksbeeinflussung. Ich kenne das mit dem Salz aus dem Industriellen Tomatenanbau, da wird einige Zeit vor der Ernte die Nährlösung auch mit Salz versetzt- “Mh, schmeckt die Tomate gut! Tolle Sorte, ich kaufe nur noch so und so!” Nach dem Salz ist vor dem Salz:-) Das ist doch Veräppelung. Aber es gibt keinen Tomatendünger im Baumarkt, bei dem das anders wäre. Das ist doch nicht gut, auch wenn man die Veräppelung akzeptabel findet, man versalzt das doch seinen Boden.

Später habe ich, weil ich das jetzt wissen will, weitere Tomatendünger in einer Baumschule studiert und echt einen gefunden, der kein Natrium drin hatte: Tomaten& Kräuterdünger von Chrysal.

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Aber oranisch-mineralisch, das heißt ja ein Mix mit industriell hergestelltem, künstlicher Dünger- so wie Blaukorn.  Ups, schon wieder disqualifiziert.

Vorbeugung gegen Blattrollen
Ausgeglichene Nährstoffversorgung mit langsam fließenden organischen Düngern, um “Nährstoffstöße” zu vermeiden.

Das Einrollen der Blätter führt zu keinen besonderen Ertragseinbußen.

Ein weiteres Problem des Düngens, aber auch sehr gehaltvoller Komposterde ist dieses Bild, das hatte ich bisher auch jedes Jahr:

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Schadbild:
An den unteren und mittleren Blättern der Tomatenpflanzen hellen sich Blattbereiche zwischen den Blattadern auf und verfärben sich gelb. Die Hauptadern und deren unmittelbare Umgebung bleiben dagegen grün. Im fortgeschrittenen Stadium können sich auch Blattbereiche zwischen den Adern braun verfärben und vertrocknen.

Vorbeugung und Bekämpfung
Magnesiummangel tritt besonders auf leichten, sandigen und sauren Böden auf, die über längere Zeit intensiv genutzt wurden. Zu hohe Kali- und Stickstoffgaben können die Magnesiumaufnahme der Pflanzen vermindern und damit indirekt zu einem Magnesiummangel führen. Auf sauren Böden ist, nach erfolgter Bodenuntersuchung, neben der Gabe von magnesiumhaltigen Düngern wie z.B. Bittersalz, auch eine Erhöhung des pH-Wertes notwendig, hierfür eignen sich z.B. dolomitische Kalke.

 Quelle: http://www.lfl.bayern.de/ips/kleingarten/019401/index.php

Ja, OK. Ich suche im Baumarkt Bittersalz um mich schlau zu machen. Da steht immer nur für Tannen und Koniferen, deshalb frage ich das Personal, die Frau sagt, dass man Bittersalz nicht im Sommer anwenden soll, weil da irgendwas mit dem Schwefel, dass auch drin ist, im Boden passiert und das wäre nicht gut. Außerhalb der Wachstumsperiode soll man aber auch nicht, weil es sonst nicht aufgenommen wird und mit dem Wasser abfließt und das Grundwasser belastet. Das schreckt mich erst mal total ab, ich will nicht, dass irgendwas durch mein Tun belastet wird. Von Bittersalz und Tomaten habe sie  auch noch nie gehört. Schwer verunsichert ziehe ich also ohne Bittersalz von dannen.

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Also wie gleiche ich diese Über- und Unterversorgung aus?  Das Gesteinsmehl, mit dem ich im Frühjahr die Böden draußen behandelt habe, hat auch einen hohen Magnesiumanteil uDSC_0401nd daneben enthält es

  • Calcium
  • Eisen
  • Kieselsäure (Siliciumdioxid)
  • Kalium
  • Spurenminerale (Molybdän, Mangan)

Das  Problem für meinen akuten Fall ist, dass die mineralischen Spurenelemente mittel- bis langfristig an den Boden abgegeben und dann erst pflanzenverfügbar sind. Wichtig dafür ist, dass der Mahlgrad so klein wie möglich ist, da die Mineralien sich erst im Wasser lösen müssen, um  von den Pflanzenwurzeln aufgenommen  werden zu können. – Also bei mir ist nicht alles so fein gemalen, ich habe immer noch Bodensatz größerer Partikel in der Gießkanne, die nicht raus wollen.

Dann habe ich wieder einen Artikel zum Thema Urin als Dünger gelesen:

https://www.welt.de/wissenschaft/article4526088/Tomaten-duengt-man-am-besten-mit-Urin.html

Kurz: “Tomaten düngt man am besten mit Urin…Mit Urin gedüngte Pflanzen lieferten viermal mehr Tomaten als ungedüngte Pflanzen. Damit sei der Urin nahezu ebenso effektiv wie teurer Kunstdünger. Außerdem werde damit eine Übersäuerung des Bodens verhindert. Eine Mischung aus Urin und Holzasche liefere einen fast ebenso hohen Ertrag …” Dann will vielleicht aber niemand mehr meine Tomaten geschenkt bekommen:-/? Hm- Holzasche habe ich auch  nicht.

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Ich habe auch noch eine Brennessel/Ackerschachtelhalmjauche, die ich aber nicht so gut nutzen kann, wie ich gerne würde, wegen des gülleartigen Gestanks. Da geht’s mir so: ‘Smell Bad!/ Gestank!’

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https://youtu.be/5tkM6Zfr47o

Ich kann damit nur nachts hantieren, wenn kein anderer im Garten ist. Man sagt Gesteinsmehl würde die Geruchsentwicklung hemmen oder verhindern, davon habe ich noch nichts bemerkt. Aber wer weiß, wie viel man da ran machen muss? Brennesseljauche enthält:

  • Stickstoff
  • wertvolle Spurenelemente wie
  • Kalzium
  • Eisen
  • Magnesium
  • Silizium

Ackerschachtelhalmjauche enthält auch noch viel Kieselsäure.  Ach wenn da nicht der Gestank wäre! Ich werde es jetzt aber 1 Mal die Woche damit versuchen. Verdünnt natürlich, und die “Gerollten” werde ich nur mit Gesteinsmehlwasser gießen. Mann, Mann, wenn ich den Boden ausgetauscht hätte, hätte ich dieses Thema gar nicht.

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Noch eine Wuchsbesonderheit: Neuaustrieb auf den Blattstrünken.

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Das habe ich auch noch nicht gesehen, Spuren einer Miniermotte auf Tomatenblättern, aber nur auf dieser einen Pflanze. Eine Pflanze  musste ich rausschmeißen (Black Krim), sie wurde von einer Erdraupe am Stängelansatz so angenagt, dass sie eingegangen ist. Ich habe einen Steckling von einem Geiztrieb gemacht (Hillbilly) und der lebt noch. Mal gucken, ob er es bis zur Fruchtreife schafft.

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Und was ist das? Eventuell die Dürrfleckenkrankheit ? Ich will’s nicht hoffen, es war auch ein Blatt ganz oben, an einer Michael Pollan. Ich habe es gleich abgeknipst.

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Noch ein blick ins Tomatenzelt, da sieht es quasi gleich aus, außer dass zwei Pflanzen das Ende der Schnur erreicht haben (Michael Pollan und Black Cherry) und ich das erste Mal umhängen muss. Hier sieht man es, unten auf dem Bild in der linken Reihe.

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Azoychka und Ananas Noire

Paprika/ Chili/ Peperoni habe ich ja auch noch, ein paar davon sehen sogar richtig gut aus (vorne und hinten geschenktes Basilikum):

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Allerdings weiß ich hier nicht, was was ist, aber immer wenn’s mickert, ist die Chance hoch, dass es die Paprika Pantos ist, hinten entweder Peperoni Orange oder Elephant. Im Bild unten: Türkischer Gewürzpaprika, meine grünen türkischen Paprika sind ja nicht aufgegangen. Dieser hier steht sogar im Freiland, geschützt mit dem abgeschnittenen Blumentopf und Kupferklebeband an der oberen Kante.

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Noch mal der von eben, hier sieht man gut, wie hoch der schon ist.

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Am besten scheint es den Paprika/ Chili/ Peperoni-Pflanzen im Kasten vor der Hauswand zu gehen. Da ist die gelieferte Erde drinnen, die hatte offensichtlich einen hohen Kompostanteil, auch die großen Tomaten im Gewächshaus stehen darin. Das ist die Stelle mit der meisten Sonne, es wird sehr warm, der schwarze Pflanzkasten wird auch schön warm und die Hauswand strahlt abends auch noch Wärme ab. Zudem kann ich hier Schnecken leichter fernhalten, leider ist der Rand der Bauwanne in seiner Form aber nicht schneckensicher. Davor wieder Basilikum.

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Auch zur Anbaukultur von Paprika ist ein schönes Video erschienen:

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https://youtu.be/pJYbyY30BXg